Seite 27 - Raabe_inspiriert

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ten Armlehne eine Schraube auf, die bis zu einem
Drittel herausguckte.
„Gibt’s dafür kein anderes . . .“
„Nein, das gibt es nicht“, falle ich ihm ins Wort,
weil ich inzwischen überzeugt bin, sein Gerutsche
stellt die klitzekleine, eine insgeheime Rache des
Schülers am Lehrer dar. „Und sitze gefälligst still“,
schnauze ich. Er gehorcht. Wenigstens das. Wie
sehr ich genieße, wenn dieser adoleszente Vollmond
mir gehorcht.
„Aus Heinrich Schaumann, aus Stopfkuchen
spricht ein Mann“, erkläre ich, „dessen Bildung
überrascht. Verstehst du das?“
„Auf jeden, Herr Petri. Soll ich noch mal von vor-
ne?“ Ich atme hörbar ein und gebe ihm die Anwei-
sung, das Wort dreimal laut und schön langsam zu
wiederholen:
„Pa-lä-on-to-lo-gie. Palä-onto-logie. Bitte.“
Stopfsenkel grinst auf größtmöglicher Fläche und
imitiert meinen Tonfall perfekt. Ich nicke und for-
dere die ganze Gruppe auf, zur Szene zurückzukeh-
ren.
Stopfsenkels Grinsen ist fürchterlich. Es ist ein
zwar flaumbedecktes, jedoch die Unfähigkeit zu nu-
anciertem Mienenspiel entblößendes Dauergrinsen.
Und es ist ebenso schlimm wie sein Gang. Er geht,
als ginge es permanent bergab, als wirke die Gravita-
tion auf ihn besonders stark. Mit nach vorn her-
unterhängenden Schultern und eingeknickten Kni-
en schlurft er von der linken Seite der Bühne zur
Bank in der Mitte und leiert: „Die Vorstellung, in
einer späten Schicht auch mal unter den merkwür-