Seite 49 - Voigtlaender+Sohn

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VII
Schlußbemerkung
Nach der Gründung des Betriebs 1756 trug die Mischung aus Talent,
Offenheit gegenüber englischen Einflüssen und staatlicher Förderung
dazu bei, daß sich die Werkstatt von Voigtländer bald zu einem geachte-
ten Handwerksbetrieb entwickelte.
Durch die Zusammenarbeit mit Joseph Petzval wurde der Grundstein
für das internationale Renomme des Unternehmens gelegt. Die Verbin-
dung von Wissenschaft und handwerklicher Kunst verschaffte Voigtlän-
der & Sohn zunächst einen Wettbewerbsvorteil, der dem Unternehmen
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Ruf eintrug, die führende
optische Werkstätte zu sein.
Ab Ende der 1850er Jahre veränderte sich die Wettbewerbssituation.
Voigtländer reagierte darauf mit zeitweiligen Preissenkungen, einem
verstärkten Engagement bei werbenden Maßnahmen, fortschreitender
Produktdifferenzierung und der Ausweitung des Vertriebsnetzes. Aller-
dings zeigte sich bald, daß die wichtigen Entwicklungen in der Photo-
technik, die der veränderten Nachfragestruktur für die Landschafts-
und Architekturphotographie entsprachen, von englischen und ameri-
kanischen Erfindern, aber auch Steinheil und Busch kamen. Für die Por-
trätphotographie war Voigtländers Doppel-Objektiv immer noch füh-
rend. Der technische Konservativismus Peter Wilhelm Friedrich
v. Voigtländers verhinderte Anfang der 1870er Jahre, daß durch die
Arbeiten Hans Sommers eine neue Dynamik ausgelöst wurde, und die
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens konnte nicht gesteigert wer-
den. Unstimmigkeiten über die Firmenpolitik zwischen Voigtländer und
seinem Sohn Friedrich hätten fast zur „Kronprinzentragödie“ geführt.
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