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              Doch eine Verbesserung der Situation trat nicht ein, vielmehr mussten nun
            
            
              ständig die Konsumtionssteuer auf Bier, Branntwein, Zucker, Kaffee und Fette
            
            
              erhöht werden. Mit ständigen Steuererhöhungen ging es im Königreich
            
            
              weiter bis zum Staatsbankrott Ende 1812. Ende des Jahres 1812 wurden die
            
            
              Zinsscheine der Staatsschuldverschreibung auf ein Drittel ihres Nennwertes
            
            
              reduziert. Auch mit den Staatsschulden des Königreichs Westphalen in Höhe
            
            
              von 200.000.000 Frances  ging man so um. Durch ein Dekret vom 28. Juni
            
            
              1812 wurde geregelt, dass alle rückständigen Zahlungen des Staates aus den
            
            
              Rechnungsjahren 1808 bis 1811, also auch die Gehälter, in Bons beglichen
            
            
              werden sollten. Das Desaster schüttelte die gesamte westphälische Gesell-
            
            
              schaft durch, denn die um ihre Einlagen oder Gehälter betrogenen wohl-
            
            
              habenderen Schichten mussten wiederum ihre Schulden eintreiben, um
            
            
              überleben zu können, was in der sozialen Pyramide bald auch die Ärmsten
            
            
              traf.
            
            
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              Kreditgeber machten erhebliche Gewinne. Da noch vor der
            
            
              Reduzierung der Staatsschulden die Aktion aus dem Staatsrat verraten
            
            
              wurde, konnten einige Spekulanten ihre Staatsobligationen nach Frankfurt
            
            
              verbringen und dort zum alten Preis verkaufen.
            
            
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                Die Domänen
              
            
            
              Eine der wichtigsten Einnahmequellen für den westphälischen Staat waren
            
            
              die Domänen, die anfangs zusammen verwaltet wurden. Rund 12 Millionen
            
            
              Frances betrugen die Nettoeinnahmen. Davon beanspruchte Napoleon die
            
            
              Hälfte, also sechs Millionen Frances. vier Millionen nahm er davon, um
            
            
              verdiente Generäle zu belohnen.
            
            
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              Die Verwaltung der Domänen wurde
            
            
              durch Dekret vom 29. März 1808 neu geregelt, die Kaiser Napoleon nun
            
            
              direkt zugeschlagenen Domänen wurden von einer Kaiserlichen Domänen-
            
            
              direktion verwaltet.  In jedem Distrikt wurde ein „Receveur des domaines“
            
            
              angestellt, zumeist Beamte der früheren Behörden, denen nun verboten
            
            
              wurde, Kinn- oder Vollbärte zu tragen.
            
            
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              Unklar blieb den Domänen-
            
            
              direktoren offenbar über längere Zeit, welche Domänen durch den Berliner
            
            
              Vertrag vom 28. April 1808 nun Napoleon zustanden. Die wirtschaftlich
            
            
              bedeutenden braunschweigischen Güter Amelungsborn, St. Crucis in Braun-
            
            
              schweig, Frankenberg bei Goslar, St. Marienberg bei Helmstedt, Königs-
            
            
              lutter, Marienthal, Michaelstein, Riddagshausen, St. Lorenz bei Schöningen,
            
            
              Steterburg, Wolfenbüttel und das Kloster zur Ehre Gottes in Wolfenbüttel
            
            
              standen Napoleon als Dotationsdomänen zu.
            
            
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              Napoleons Anteil wurde
            
            
              durch diesen Vertrag auf 7 Millionen Frances erhöht und festgeschrieben.