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                die Bäcker und die Knochenhauer.“
              
            
            
              Die allgemeine Stimmung beschreibt
            
            
              er so:
            
            
              
                „Man litt hier so gut wie im ganzen Königreich Westphalen unter
              
            
            
              
                dem ungeheuren Drucke der Abgaben, aber man zahlte und schwieg. Man
              
            
            
              
                seufzte, wenn Einquartierungen kamen, aber man bewirtete die Soldaten so
              
            
            
              
                gut man konnte, und sie verließen größtenteils zufrieden die Stadt“
              
            
            
              .
            
            
              Die Quellen aus der Zeit lassen insgesamt erkennen, dass die Helmstedter
            
            
              Bürger versuchten, den neuen Anforderungen gerecht zu werden und
            
            
              sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Besonders gelitten haben
            
            
              sie – wie fast die gesamte Bevölkerung des Königreiches – unter den Ein-
            
            
              quartierungen und der Conscription, das heißt der Erfassung von Wehr-
            
            
              pflichtigen. Dazu kam in Helmstedt die Schließung der Universität durch
            
            
              Jérôme. Durch diese Maßnahme wurde die Stadt besonders wirtschaftlich
            
            
              so schwer geschädigt, dass es wohl im ganzen Königreich Westphalen kaum
            
            
              etwas Vergleichbares gab.
            
            
              Einquartierungen waren für die Helmstedter eigentlich nichts Neues. Die
            
            
              Stadt liegt nun mal an der großen Ost-West-Straße und dazu noch zwischen
            
            
              Braunschweig und Magdeburg. Deshalb war sie nicht nur ein beliebter Ort
            
            
              für Kaufleute und Händler, sie bot sich auch immer wieder als Etappen-
            
            
              ziel für durchziehende Truppen an. Die Helmstedter hatten unter anderem
            
            
              im Siebenjährigen Krieg reichlich Erfahrungen sammeln können, was die
            
            
              Einquartierung französischer Soldaten anbetrifft. Aus dieser Zeit, in der
            
            
              bei den Franzosen die Angst vor Preußen recht groß war, ist aus Helm-
            
            
              stedt eine lustige Begebenheit überliefert. Preußen heißt auf Französisch
            
            
              
                la Prusse
              
            
            
              , der Preuße ist
            
            
              
                le Prussien
              
            
            
              . Im Herbst 1757 gab es in Helmstedt
            
            
              laufend Einquartierungen von französischen Soldaten, die Grenze zu
            
            
              Preußen war nicht weit. Über Nacht wurden die geschlossenen Stadt-
            
            
              tore von Franzosen bewacht. Ein Helmstedter Bürger, der tagsüber die
            
            
              Stadt verlassen hatte und sich verspätet hatte, klopfte an das Stadttor und
            
            
              bat um Einlass. Er wurde gebeten, seinen Namen zu nennen: der Mann
            
            
              hieß Prüsse. Die wachhabenden Franzosen dachten, die Preußen seien im
            
            
              Anmarsch. Die Wachen wurden verstärkt, und der Magistrat musste acht
            
            
              Bürger in Richtung Osten schicken, die Ausschau halten sollten. Wegen
            
            
              des schlechten Wetters kamen sie nur bis zur Magdeburger Warte, den
            
            
              Rest des Abends verbrachten sie in einer Kneipe im Ostendorf. Gegen 1.00
            
            
              Uhr nachts kehrten sie in die Stadt zurück und berichteten, dass sie keine
            
            
              Preußen gesehen hätten.