Seite 23 - Westphalenzeit

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Horst Eckert
Wie der Hornist Johann Heinrich Pape aus Klein
Schöppenstedt dem Kaiser Napoleon begegnete
Die Einladung nach Salder zu der Tagung über die Westphalenzeit gibt
mir die Gelegenheit, noch einmal vor einem großen Kreis von Ortsheimat-
pflegern über den Hornisten Johann Heinrich Pape aus Klein Schöppen-
stedt zu sprechen. In Klein Schöppenstedt weiß man sonst kaum etwas
über diesen jungen Mann. Doch sieben Briefe, die er 1811 und 1812 an
seine Mutter gerichtet hat, geben uns einige Hinweise auf einen kurzen
Lebensabschnitt von ihm. Sie sind in Familienbesitz erhalten geblieben.
Die Besonderheit dieser Briefe besteht darin, dass es sich um Feldpostbriefe
handelt, und drei von ihnen sind sogar aus den Weiten des russischen
Reiches bis nach Klein Schöppenstedt gelangt. Pape ist nämlich mit der
großen Armee des Kaisers bis vor Moskau gezogen. Dieser Bestand hat
natürlich sogleich mein Interesse erregt, war doch anzunehmen, dass sich in
den brieflichen Äußerungen „Geschichte“ in einer besonderen Form nieder-
geschlagen haben müsste. Der erste Brief lautet folgendermaßen:
„Cassel, den 13ten Aug 1811
Liebe Mutter
Da ich nun seit Ostern auf einen Brief von Ihnen oder von meiner
Schwiegerin vergeblich gewartet habe, So sehe ich mich genöthicht
abermahls zu schreiben, um mich zu erkundigen nach Ihren Wohl-
befinden woran ich nicht zweifeln werde.
Ich bin so weit Gottlob noch wohl leide aber an einem bösen Fuß welchen
ich von der Reise mit dem König nach Klaußthal bekommen habe. Ich
könte Ihnen viel neues schreiben allein es ist zu weitleuftig zu erzählen,
eins muß ich Ihnen doch schreiben das ich bin mit meinen Wirt in die
Schahcht Grube 30 Klafter tief hin unter gestiegen, wo ich auch den
schönsten Erz mit heraus gebracht habe.
Recht lustige Leute giebts an Haartz, der Brantewein kömt den ganzen Tag
nicht von Tische, ich kann wohl sagen die Leute liebten uns es durfte aber
keiner stoltz sein, so gaben Sie so lange her wie Sie einen Pfennig in der Tasche
hatten den Geld können sie nicht leiden.Ich bin auch auf einer Kindtaufe mit
gewesen wo mein Hauß Wirth Gefatter war – wo die ganze Nacht getantzt
wurde.