Seite 24 - Westphalenzeit

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Ich könte Ihnen noch mehres schreiben allein das übrüge werden Sie wohl
erfahren aus den Anzeigen.
Leben Sie recht wohl liebe Mutter
ich bleibe Ihr Gehorsammer Sohn
J.H. Pape
Grüßen Sie meine lieben Geschwister und gute Freunde
von der Seeligen Demoisell Schelen werden Sie Wohl ein nähres erfahren
haben wie ich Ihnen Schreiben kann.
Den einliegenden Brief werden Sie wohl besorgen an Madam Schelen.“
So schreibt am Anfang des 19. Jahrhunderts ein wohlerzogener junger
Mann an seine Mutter. Das ehrerbietige „Sie“ der Anrede fällt unmittelbar
auf, ebenso wie die Bekundung unveränderlichen Gehorsams in der Schluss-
formel, was man so oder auch nur ähnlich heute kaum noch findet. Bekannt
sind solche Formen familiären Umgangs aus gutbürgerlichen Häusern, bei-
spielsweise bei der Familie Mozart; wie an unserem Beispiel zu erkennen
ist, waren sie auch im ländlichen Umfeld durchaus möglich. Familiäre
Bindungen sind, wie der Brief zeigt, von überaus großer Bedeutung. Das
nicht ohne Grund: Offenbar ist die Kommunikation über so weite Distanzen
Adressfeld und Briefausschnitt.