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Das Schicksal der jüdischen Wolfenbütteler wird in älteren seit 1945 veröffentlichten
stadtgeschichtlichen Beiträgen kaum oder nicht erwähnt.
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Dieses Buch zieht einen
Schlussstrich unter das Vergessen: Das sind wir allen jüdischen Wolfenbüttelern schul-
dig, die nach der Flucht aus der Stadt in vielen Ländern in der Welt eine neue Heimat
suchten, die während der Deportationen und in den Minuten vor dem Tod in der Gas-
kammer oder vor der Erschießung am Massengrab an Wolfenbüttel gedacht haben
mögen – vielleicht auch an ihre christlichen Nachbarn und Freunde mit der Hoffnung,
nicht vergessen zu werden. Wie die Opfer, besaßen auch Täter und Mitmacher Namen.
Sie dürfen in einem Erinnerungsbuch nicht fehlen.
Wolfenbüttel, im Oktober 2009
Erinnerer
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Vgl. Fürst, Reinmar/Kelsch, Wolfgang, Wolfenbüttel. Bürger einer fürstlichen Residenz, Wolfenbüttel
1982 und 1983, beide Bände enthalten zusammen 100 biographische Porträts, darunter von Leopold
Zunz, Philipp Samson, Samuel Meyer Ehrenberg, und Alexander Daveson.
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„Erinnerer“? Vor vielen Jahren fand ich in einer Kunstausstellung ein Plakat, auf dem auf einer großen
roten Fläche nur diese Worte standen:
WIR ERINNERN UNS NICHT
. Über die Bedeutung der Erinne-
rung haben viele Menschen nachgedacht und dazu beigetragen, das Andenken an vergangene Zeiten in
der Kultur der Menschheit zu verankern. Weitgehende Einigkeit herrscht in den verschiedenen Kulturen,
dass Nachdenken über die Erfahrungen vergangener Generationen zu einem Lernprozess für die Zukunft
führen sollte. Dazu möchte ich als freier „Erinnerer“, frei von strukturellen Zwängen, unabhängig von
Vergesslichkeiten oder gewollten Beschönigungen, beitragen.