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              (damals so genannten) Atzumer Weg. Der Friedhof wurde mehrfach erweitert.
            
            
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              Die christ-
            
            
              lichen Einwohner tolerierten oder drangsalierten die Juden entsprechend des jeweiligen
            
            
              Zeitgeistes. 1712 erließ Herzog Anton Ulrich mehrere Edikte gegen die als
            
            
              
                Betteljuden
              
            
            
              bezeichneten schutzlosen Juden. Erschienen sie im Land, erwartete sie körperliche Züchti-
            
            
              gung. Sollte ein Jude bei geleistetemWiderstand
            
            
              
                übel traciret werden
              
            
            
              , ging der Täter straffrei
            
            
              aus. Verhaftete Juden konnten bei fehlender
            
            
              
                Mitarbeit
              
            
            
              gefoltert werden. Sie erhielten Gefäng-
            
            
              nisstrafen von 14 Tagen und wurden ausgewiesen. Im Wiederholungsfall sollten die Juden
            
            
              zuerst dem Staupenschlagen
            
            
              (Auspeitschung mit Ruten) unterzogen und dann mit einem
            
            
              Brandmal belegt werden. Im dritten Fall drohte ihnen der Tod durch den Strang.
            
            
              Einzelne, mit Schutzbriefen versehene, jüdische Familien gelangten
            
            
              
                zu bedeutendem
              
            
            
              
                Reichtum und wurden Finanzpartner vor allem der Fürsten.
              
            
            
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              Das gute Verhältnis der Juden
            
            
              zu den Herrschern war, wenn es Judenfeinden passte, oft Anlass zu neuen Diskriminie-
            
            
              rungen. Die Auswirkungen ihres Schaffens, ob negativ oder positiv, blieben verdächtig.
            
            
              Während des Siebenjährigen Krieges eroberten die Franzosen am 10. Oktober 1761
            
            
              Wolfenbüttel. Sie verlangten von der Stadt eine hohe Zwangssteuer in Gold, da während
            
            
              der Belagerung fortwährend die Glocken der Hauptkirche geläutet worden waren. Als
            
            
              die Summe nicht aufgebracht werden konnte, bezahlte Samson Gumpel mit einem
            
            
              Wechsel. Die Familie Samson ist mit der Geschichte der Stadt Wolfenbüttel und der des
            
            
              Herzogtums Braunschweig eng verbunden. Als dessen Finanzen 1763 in einen desola-
            
            
              ten Zustand gerieten, trug Kammeragent Herz Samson erheblich dazu bei, das Herzog-
            
            
              tum vor dem Staatsbankrott zu bewahren.
            
            
              10
            
            
              Nach Albert Marx haben Juden für die nie-
            
            
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               Vgl. Bein, Ewiges Haus, S. 83 ff.
            
            
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               Busch, Ralf, Jüdische Familien vor Erlangung der bürgerlichen Gleichstellung, in: Lessings „Nathan“ und
            
            
              die jüdische Emanzipation im Lande Braunschweig, Lessing-Akademie Wolfenbüttel 1990, S. 47.
            
            
              10
            
            
               Vgl. Schulze, Hans, Beiträge, S. 27.
            
            
              
                Lehrer und Schüler vor dem Schulgebäude in der Komissstraße.