Das Ver hä l tn i s von Evange l i sch zu Katho l i sch
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einer „una sancta“. In der Politik trafen sich Menschen beider Kir-
chen bei der Gründung der Christlich Demokratischen Union
(CDU). Hierin war wohl auch das besondere Aufsehen begrün-
det, das Vorträge des katholischen Kirchenhistorikers Joseph
Lortz (1887-1975) im Februar 1946 in Braunschweiger Ägidienk-
loster über die „Ursachen der Reformation“, „Martin Luther“, „In-
nerkatholische Reformen des 16. Jahrhunderts“ und die „Anlie-
gen der Reformation und den Katholizismus heute“ erregten. Mit
Lortz´ Sicht der Reformation erschien erstmals seit Jahrhunder-
ten wieder ein ökumenischer Dialog sinnvoll und möglich.
Der Flüchtlingsstrom nach 1945 brachte vor allem mit den Schle-
siern viele Katholiken nach Niedersachsen, und für viele, beson-
ders auf dem Lande, wurde die katholische Kirche auf einmal zu
einer sichtbaren, beachtlichen Größe. Dabei kam man sich vor
allem dadurch ein wenig näher, dass in vielen Dörfern die evan-
gelischen Gemeinden ihr Gotteshaus den katholischen Flüchtlin-
gen zur Messfeier zur Verfügung stellten. Allerdings begann die
katholische Kirche bald nach der Währungsreform auch auf dem
Land nach und nach eigene Kirchen zu errichten, so dass diese
Verbindung bald wieder verblasste. Zudem musste die Verkündi-
Abb. 2:
Braunschweig
St. Aegidien (um 1860,
1945 der katholischen
St. Nicolaigemeinde
als Pfarrkirche über-
geben), Stahlstich,
Postkarte, Quelle:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel