Seite 87 - Muenzbuch

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Tauftaler
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Neuntes Kapitel
MÜNZÄHNLICHE OBJEKTE:
TAUFTALER, MARKEN, JETONS, RECHENPFENNIGE
Münzähnl iche Objekte f inden sich in vielen Münzsammlungen, werden gelegentl ich von
Numismatikern bearbeitet und untersucht, vor allem aber auch von Münzsammlern zusammen-
getragen. Tauftaler, Marken, Jetons, Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen und ähnliche Dinge erlauben
gleichermaßen wie die Münzen, Medaillen und Geldscheine Einblick in die Geschichte und die
Lebensverhältnisse der Vergangenheit.
Es waren in der Regel die Produktionsstätten von Münzen, in denen viele dieser Objekte im
öffentlichen oder privaten Auftrag hergestellt wurden. Sie wurden häufig von den Münzmeistern in
Braunschweig und den Harzmünzstätten, wenn sie nicht ausgelastet waren, produziert, teilweise auf
eigene Rechnung und als Nebenverdienst. Dazu gehörten die so genannten ‚Tauftaler’, silberne Schau-
münzen, die bei Taufen Verwendung fanden, kupferne Marken für Verwaltungszwecke, so genannte
‚Münzmeisterjetons’, Rechenpfennige und Bergbaumarken. Orden, Ehrenzeichen und Abzeichen
könnte man im weitesten Sinne ebenfalls dazu rechnen, da sie sich in ihrer Herstellung und Ver-
wendung oft mit den Medaillen überschnitten. Sie sollen hier aber unberücksichtigt bleiben, zumal
dazu schon ausführlichere Untersuchungen vorliegen.
1
Auf einige Verdienst- und Ehrenmedaillen
wurde oben schon eingegangen (siehe S. 346, 354 f., 365).
Tauftaler
Zu der großen Gruppe der Medaillen gehören die so genannten ‚Taufmedaillen’, auch ‚��������������
Tauftaler’ ge-
nannt, wenn sie von Größe, Gewicht und Material her Talern ähnlich waren. Taufmedaillen und Tauf-
taler als Geschenke der Paten an die Familie des Täuf lings waren vor allem im 17. und 18. Jahrhundert
üblich. Berühmte Medailleure wie Christian Wermuth oder Daniel Friedrich Loos schufen
silberne Taufmedaillen.
2
In ländlichen und kleinbürgerlichen städtischen Kreisen
erwartete man zur Taufe eines Kindes Geschenke des Paten im Wert von
einem bis zu zwei Reichstalern. Anstelle umlaufender Münzen ver-
schenkte man seit dem 17. Jahrhundert si lberne Tauftaler dieses
Wertes, die in den Münzstätten produziert wurden.
3
Besonders die Münzstätte Zellerfeld war bei der Herstellung
von Tauftalern oder doppelten Tauftalern sehr aktiv. Zahlreiche
der Zellerfelder Exemplare sind uns erhalten geblieben. Die
Münzmeister Rudolf Bornemann (1676-1711), Heinrich Horst
(1711-1719), Ernst Peter Hecht (1723-1731), Johann Benjamin
Hecht (1739-1762), während der Vakanz der Münzmeister-
stelle auch die Kommission mit dem Münzwardein Johann
Albrecht Brauns und dem Hüttenraiter Julius Georg Töpfer,
hatten sie hergestellt und mit ihren Zeichen signiert.
Tauftaler, ca. 1711-1719
(Vergrößerung der
Abb. 564, Vorderseite)