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2.1 Die SS
Die Gründung der Schutzstaffel (SS) der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei
(NSDAP) erfolgte unter verschiedenen Bezeichnungen, wie „Schutzstaffel“, „Stoß-
trupp Adolf Hitler“ oder „Stabswache“, zu unterschiedlichen Zeiten von 1923 bis
1933 und unter wechselnden Persönlichkeiten, wie Julius Schreck
49
, Josef Berch-
told
50
, Erhard Heiden
51
oder Heinrich Himmler
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.
Waren in den Anfangszeiten des Nationalsozialismus die Mitgliederzahlen der SA
wesentlich höher als die der SS, so änderten sich diese Verhältnisse nach dem Röhm-
putsch im Jahre 1934, insbesondere aber nach Kriegsbeginn im Jahre 1939, weil viele
Angehörige der SA beim Heer dienten, auch weil viele Mitglieder das Interesse an der
zunehmend einflusslosen SA verloren hatten und der Reichsführer SS Heinrich
Himmler ständig bemüht war, sein Imperium auszubauen, und seinen Machtbereich zu
vergrößern. Bei den Mitgliederzahlen der SS ist die Schwierigkeit gegeben, dass man
streiten kann, ob nur die allgemeine (schwarze) SS zählt oder auch Waffen SS, Gestapo
und Sicherheitsdienst? Nehmen wir allerdings als Bezugsgröße die Macht im Staate,
dann ist die SA am Schluss der Nazizeit nahezu eine zu vernachlässigende Größe gewe-
sen.
Einen Rückschlag hatten beide Organisationen hinnehmen müssen, als am 13.
April 1932 Reichswehrminister Wilhelm Groener auf der Grundlage der „Notver-
ordnungen zur Sicherung der Staatsautorität“ SA und SS verboten hatte. Die Regie-
rung unter Reichskanzler Heinrich Brüning fürchtete einen Putschversuch dieser
rechtsradikalen Organisationen; allerdings wird das Verbot schon zwei Monate spä-
ter durch Brünings Nachfolger, Franz von Papen, wieder aufgehoben. Einen ähn-
lichen Verlauf hatte das Uniformverbot in den Jahren 1930/32, das aus Anlass eines
Provokationsmarsches nationalsozialistischer Formationen durch Münchner Arbei-
terviertel am 1. Juni 1930 erlassen worden war. Danach war es untersagt, einheit-
liche Kleidung als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung zu
tragen.
Als im Jahre 1946 vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg über
die Frage verhandelt wurde, ob die SS in ihrer Gesamtheit eine verbrecherische
Organisation gewesen sei, berichtete der Verteidiger Dr. Horst Pelckmann
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aus der
Gründerzeit: „Im April 1925 übernahmen acht SS-Männer unter der Führung des
späteren Brigadeführers Julius Schreck die Aufgabe des Führerschutzes. Dies war
die Gründung der zivilen SS, die in den nächsten Jahren eine nur geringe Vergröße-
rung erfuhr. Am 6. Januar 1929 übertrug Hitler die Führung der SS Himmler und
ernannte ihn zum Reichsführer SS. Die SS war zu diesem Zeitpunkt etwa 270 Mann
stark. Sie erreichte bis zur Machtübernahme eine Stärke von rund 25.000 Mitglieder
und hatte schließlich bei Kriegsausbruch eine Stärke von etwa 250.000 Mann.“
Während des Krieges fiel die Zahl der SS-Mitglieder auf unter 40.000.
Veranlassung zur Gründung der SS und ihrer weiteren Entwicklung waren
Rivalitäten und unterschiedliche politische Auffassungen zwischen Teilen der
NSDAP, den parteieigenen Sturmabteilungen (SA) und dem Militär. Nachdem
sich der frühere Freikorpsführer Hermann Ehrhardt
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(Brigade Ehrhardt) mit dem
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...38